Velmede. Nahezu jeder Bürger ist auf sie angewiesen - auch wenn er vielleicht nicht als erstes an sie denkt, wenn es um die Daseinsvorsorge geht: Eine gut ausgebaute und intakte Kanalisation ist ein wichtiger Beitrag zur kommunalen Infrastruktur und zum Umweltschutz. Nach zahlreichen Projekten in mehreren Ortsteilen führt das Abwasserwerk der Gemeinde Bestwig nun in diesem und im nächsten Jahr umfangreiche Kanalsanierungsmaßnahmen in Velmede durch - damit die Abwasserbeseitigung im Gemeindegebiet auf Dauer sicher funktionieren kann.

Konkret werden dabei mehr als 3.000 Meter Kanal und 72 Schächte im Bestand saniert - und zwar südlich der Bundesstraße Richtung Westen etwa bis zu Halbeswiger Straße und Elisabethstraße sowie im Bereich nördlich der Ruhr. Rund 600.000 Euro wird das Abwasserwerk der Gemeinde Bestwig in die Arbeiten investieren, die im August starten und etwa ein Jahr lang andauern werden. Größere Einschränkungen wird es dabei für Straßenverkehr und Anlieger allerdings nicht geben, weiß Dipl.-Ing. Markus Rüthing von der Hochsauerlandwasser GmbH (HSW), die Betriebsführerin des Bestwiger Abwasserwerkes ist: “Der allergrößte Teil der Arbeiten wird in geschlossener Bauweise durchgeführt.”

Will heißen: Ein komplettes “Aufgraben” der Kanalleitungen - die “offene Bauweise” - ist nur im Ausnahmefall notwendig. Stattdessen werden rund zwei Kilometer Kanal im so genannten “Liner-Verfahren” saniert. Der „Liner“ ist ein Schlauch aus Glasfasergewebe, das mit Kunstharz getränkt wurde. Dieser Schlauch wird in einen bestehenden Kanal eingezogen und anschließend mit Hilfe von UV-Licht ausgehärtet. „So entsteht ein Rohr von extrem hoher Festigkeit“ weiß Markus Rüthing: „Es hält dem Straßenverkehr, Erddruck und auch dem Grundwasser stand - und nach bisherigen Erfahrungen für eine Dauer von mindestens 30 bis 40 Jahren. Auch 50 Jahre Nutzungsdauer erscheinen nach den bisher guten Erfahrungen möglich.“ Um die Arbeiten durchführen zu können, müssen allerdings auch die Schächte, über die der Zugang zur Kanalisation erfolgt, begehbar sein. Einige wenige Schächte werden erneuert.

Rund ein Kilometer Abwasserleitungen werden mit Reparaturverfahren saniert. Dabei werden die entsprechenden Kanäle mit einem Roboter befahren, der schadhafte Stellen ausbessert - zum Beispiel, indem er Mörtel in Schadstellen einbringt. Auch hier kann ein zeitaufwändiges und teures Aufgraben der Leitung weitgehend ausbleiben. Vorteile der Sanierung in geschlossener Bauweise: Sie bringt für Anlieger und Verkehrsteilnehmer nur sehr geringe Einschränkungen mit sich und bietet deutliche Zeit- und Kostenvorteile.

Die Arbeiten sind Bestandteil des Abwasserbeseitigungskonzepts der Gemeinde Bestwig, das der Gemeinderat für die Jahre 2017 bis 2022 beschlossen hat. Ziel des Konzepts: Die öffentliche Kanalisation soll langfristig in einen technisch guten und  funktionierenden Zustand gebracht und erhalten werden. Als “Faustregel” der HSW gilt dabei: Da ein Kanalrohr im Durchschnitt etwa 50 Jahre hält, soll eine Erneuerung oder Sanierung des Kanalnetzes in eben diesem Zeitraum von 50 Jahren sichergestellt sein. Auf diese Weise wird einem Sanierungsstau vorgebeugt.

„Maßnahmen, die im Abwasser­be­sei­ti­gungs­konzept festgelegt sind, werden von uns komplett umgesetzt“, erläutert Markus Rüthing - das ist nicht unbedingt in allen Kommunen der Fall. Es sei aber auf jeden Fall sinnvoll - und langfristig wirtschaftlich - bei der Kanalsanierung „am Ball zu bleiben“. Markus Rüthing: „Übermäßig hohe Investitionen in einzelnen Jahren werden vermieden und das schafft Gebührenstabilität. Wenn erst einmal ein Sanierungsstau entsteht, werden die Baumaßnahmen aufwändiger - und am Ende teurer für alle Gebührenzahler und für die nachfolgenden Generationen.“

Beauftragt wurde die Firma Kan.d.i.s Kanaltechnologie aus Schmallenberg - ein Fachunternehmen für die Kanalsanierung aus dem hiesigen Raum. Für nicht ganz zu vermeidende Beeinträchtigungen während der Sanierungsmaßnahmen bittet die HSW schon jetzt Fußgänger und Autofahrer um Verständnis. Markus Rüthing: „Dieses Projekt ist ein Beitrag, damit es in der Gemeinde Bestwig auch in den kommenden Jahrzehnten eine gut funktionierende Kanalisation gibt.“