Meschede. Sie ist Naherholungsgebiet, ein Stück Natur vor der Haustür und prägt das Mescheder Stadtbild – die Hennetalsperre. Und in einigen Jahren könnte sie die Region sogar mit dem „Lebensmittel Nr. 1“ versorgen – Trinkwasser.

 

Das jedenfalls prüft der heimische Trinkwasserversorger, die Hochsauerlandwasser GmbH (HSW). Schließlich biete die Hennetalsperre mit einem Stauraum von 38,4 Millionen Kubikmeter Wasser ein nahezu unbegrenztes Potenzial, erklärt Robert Dietrich, Technischer Geschäftsführer der HSW  - im Gegensatz zu den Trinkwassergewinnungsanlagen im Einzugsgebiet der oberen Ruhr. Gerade in sehr trockenen Sommern, wie letztmals im Jahr 2003, seien Engpässe nicht ausgeschlossen.

 

Und noch einen Vorteil bringe ein „Wasserwerk Hennesee“ mit sich – nämlich mehr Unabhängigkeit. „Viele unserer Hauptgewinnungsanlagen befinden sich im Ruhrtal“, erläutert Robert Dietrich. Wenn es dort zu Problemen kommt, sind schnell mehrere Anlagen gleichzeitig betroffen. Wie zum Beispiel bei Hochwasserereignissen oder Gewässerverunreinigungen. Der Hennesee könnte so zu einem „zweiten Standbein“ in der Trinkwasserversorgung werden.

 

Auch in Sachen Wirtschaftlichkeit sei eine Trinkwassergewinnung aus dem Hennesee durchaus nicht uninteressant, betont der Technische HSW-Geschäftsführer. Auf eine mittelfristig notwendige Sanierung und aufwändige aufbereitungstechnische Nachrüstung bestehender Wassergewinnungsanlagen könnte die HSW dann verzichten: „Wir wären somit in der Lage, diese Wasserwerke einfach vom Netz zu nehmen.“

 

Dass es sich beim Hennesee um keine Trinkwassertalsperre handelt, sei angesichts moderner Aufbereitungstechniken kein unlösbares Problem mehr, so Robert Dietrich. Auch der Sorpesee sei zum Beispiel keine Trinkwassertalsperre, werde aber genutzt, um das „Lebensmittel Nr. 1“ zu gewinnen: „Möglich macht das eine aufwändige, mehrstufige Filtrierung nach dem Multibarrierenprinzip.“ Dazu komme die Tatsache, dass die Henne heute eine bessere Wasserqualität habe als in vergangenen Jahrzehnten. Außerdem habe sich die Aufbereitungstechnik weiter entwickelt – etwa im Bereich Membranfiltration.

 

Die Idee eines „Wasserwerkes Hennesee“ verfolgt man bei der Hochsauerlandwasser GmbH schon seit einigen Jahren. In einem ersten Teilgutachten hat das Rheinisch-Westfälische Institut für Wasser in Mülheim die Einzugsgebiete der Hennetalsperre sowie das Wasser selbst untersucht – mit durchaus guten Ergebnissen. Ein zweites Teilgutachten soll es nach den Sommerferien geben. „Darin werden verschiedene Verfahrenstechniken für die Trinkwasseraufbereitung betrachtet – im Ergebnis möchten wir wissen, welches Aufbereitungskonzept optimal ist“, so Robert Dietrich.

 

Die Teilgutachten werden den Fachbehörden und auch einem Trinkwasserhygieniker vorgelegt, so der HSW-Geschäftsführer. Nach deren Zustimmung könne es dann im Anschluss an Planung und Projektierung gehen. Die Wasserentnahme selbst würde über die Grundablässe des Sees erfolgen. Robert Dietrich freut sich über eine gute Zusammenarbeit mit dem Ruhrverband, dem Betreiber der Hennetalsperre: „Der Verband hat uns sogar schon auf passende Grundstücke für ein Wasserwerk aufmerksam gemacht.“ In einem ersten Bauabschnitt könnte eine Aufbereitungstechnik zur Produktion von rund 4000 Kubikmetern Trinkwasser pro Tag installiert werden. Eine schrittweise Erweiterung wäre – je nach Bedarf – dann möglich.

 

Bis tatsächlich „Hennesee-Trinkwasser“  durch die Versorgungsleitungen strömen könnte, dürfte es allerdings noch ein Jahrzehnt dauern, so die Schätzung von Dietrich - es gebe noch viele „Unbekannte“ in der Zeitplanung. Ganz sicher handele es sich bei einem möglichen „Wasserwerk Hennesee“ aber um ein Projekt von besonderer Bedeutung für die Versorgung des heimischen Raums – Robert Dietrich: „Wir hätten endlich ein Wasservorkommen in mehr als ausreichender Menge und brauchbarer Qualität.“

 

 

Für Rückfragen:
Jörg Fröhling
Gemeinsame Pressestelle der Hochsauerlandwasser GmbH, der Gemeinde Bestwig sowie der Städte Meschede und Olsberg
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